Das Ratsgymnasium hat im vergangenen Jahr erfolgreich unseren Ungarnaustausch mit dem Nationalitätengymnasium in Budapest wiederbelebt – und zwar so erfolgreich, dass es gleich in diesem Jahr weitergehen soll. Angekündigt sind 25 Schülerinnen und Schüler einer aktuellen 9. Klasse mit 2 Kolleginnen. Erfahrungsgemäß sprechen unsere ungarischen Freunde gut Deutsch, in den Gastfamilien wird die Kommunikation weitgehend auf Englisch erfolgen. Daher richtet sich dieser Austausch insbesondere auch an die Lateinlernenden.
Ab sofort liegen daher für interessierte Schülerinnen und Schüler Bewerbungsbögen im Sekretariat aus, die bis zum 17. Mai 2019 vollständig ausgefüllt im Sekretariat wieder einzureichen sind. Bewerben können sich die Jahrgänge 10 und 9 – wobei uns bewusst ist, dass sich für manche Klassen die Termine mit der Lommelfahrt überschneiden und die Teilnahme daher unmöglich machen. Das lässt sich leider bei einem so reichhaltigen Fahrtenangebot wie dem des Ratsgymnasiums nicht immer vermeiden.
Im vergangenen Jahr beliefen sich die Kosten auf ca. 350.- Euro für die Flugreise nach Budapest und den Transfer zum Flughafen mit der Bahn. Die Kosten für das Programm werden jeweils von den Gastgebern im Gastland für den Gast und das eigene Kind übernommen. Daher bemessen sich die Ausgaben für das Programm in Deutschland nach den ausgewählten Zielen, die noch nicht feststehen. Entsprechende Ausgaben für die erste Austauschphase in Rotenburg sind daher mit einzuplanen.
Wir als Europaschule in Niedersachsen freuen uns, Euch mit einem weiteren unserer Partnerländer in Kontakt zu bringen. Eine Teilnahme an diesem Austausch wird ein unvergessliches, bereicherndes Erlebnis werden. Wir hoffen daher auf breites Interesse.
Ihr Vater, Dr. Alfred Meyer, ein 1920 in Bielefeld geborener, später international renommierter Politikwissenschaftler, floh 1939 vor den Nationalsozialisten in die USA – er war jüdischen Glaubens. Auch ihre Mutter, Eva Apfel, konnte sich gemeinsam mit den Eltern 1936 noch dorthin in Sicherheit retten. Andere Familienangehörige, Großeltern, Tanten, Onkel, hatten weniger Glück, wurden verhaftet, verschleppt und ermordet.
Vera Meyer, deren Eltern sich im Exil kennen und lieben lernten, gehört zur ersten Generation der Nach-Shoa-Kinder, die zwar nicht mehr selbst unmittelbar verfolgt wurden, deren Leben aber durch die allgegenwärtigen physischen und psychischen Folgen, durch Verlust von Familie und Heimat, durch Erzählungen und berichtete Erinnerungen in ihrem gesamten Leben durch den Holocaust begleitet werden.
Umso glücklicher, dass Vera Meyer aus diesem Schatten treten und im Land der Täter auf deren Kinder und Enkel zugehen kann. „Ich will Menschen zusammenbringen, nicht trennen,“ sagt sie über sich selbst. Auch deshalb fand sie auf Einladung von Michael Amthor gerne den Weg nach Rotenburg. Nachdem Vera Meyer am Vorabend in der Cohn-Scheune über die Wurzeln ihrer Familie in Deutschland gesprochen hatte, suchte sie am nächsten Morgen ausgeruht das Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern des Ratsgymnasiums. In der Aula der Schule erzählte die freundliche, aufgeschlossene Bostonerin zunächst zwei 6. Klassen von der Jugend und Kindheit ihrer Eltern in Deutschland, davon wie sich das Land auch vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten bereits zu verändern begann, von Flucht und Vertreibung. Beide Klassen hatten im Deutschunterricht den Roman „Und im Fenster der Himmel“ gelesen, der sich mit dem Schicksal jüdischer Kinder im Dritten Reich beschäftigt. Später nahm sie sich nochmals 90 Minuten Zeit, um mit den Schülerinnen und Schülern des 10. Jahrgangs über den Nationalsozialismus und dessen Bedeutung für Deutschland und die Verfolgten im Land zu sprechen. Immer wieder wies sie dabei auch auf den Verlust an Menschen und Kultur hin, den sich das Land mit der wachsenden Barbarei gegen eine Gruppe der eigenen Bevölkerung zufügte. Für die Anwesenden spannend waren die begleitenden Bilder aus dem Privatbesitz Vera Meyers, die den Namen und Erzählungen Gesichter verliehen, deutlich machten, dass hinter diesen Geschichten echte Menschenleben stehen.
So waren die Schülerinnen und Schüler durch den Vortrag sichtlich bewegt, gleichzeitig auch berührt von der offenen und freundlichen Art, mit der Vera Meyer so viele schmerzliche Erinnerungen und Geschichten mit ihnen teilte. Wer Vera Meyer kennt, ist hiervon indes weniger überrascht: „Die von den Nazis angestrebte Ausgrenzung des jüdischen Teils der Bevölkerung möchte ich wieder rückgängig machen. Die Wunden sollen also wieder geheilt werden,” beschreibt sie ihre Motivation. Und das, so Meyer, geht nur, wenn jeder Mensch als wichtig und wertvoll erachtet wird.
Am 2. März 1949 erfolgte durch Ratsbeschluss die Gründung der Schule, die heute als Ratsgymnasium bekannt ist – wir feiern also unseren 70. Geburtstag. Und das tun wir kein bisschen Leise, sondern mit großer Festwoche vom 12. bis zum 15. Juni: Projekttage, ein Konzert der a-capella-Gruppe „Maybebop“ mit unserem ehemaligen Schüler Oliver Gies und am 15. Juni ein großes Schulfest werden diesen Anlass noch gebührend feiern. Außerdem entsteht bereits jetzt der Ratsgymnasiums-Jubiläums-Spielfilm.
Wer indes ein wenig mehr über die Schulgeschichte erfahren möchte, kann sich bereits hierinformieren. Im Rahmen des Schulfestes wird es dann mehrere Ausstellungen geben, die sich mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Schule befassen. Themen werden hier z.B. die legendären Musicals am Ratsgymnasium sein. Auch zum Gebäude, zu Schülerinnen und Schülern der Schule und noch vielen anderen spannenden Themen sind Ausstellungen geplant. Die Festschrift wird – das Ratsgymnasium ist zwar 70, aber nicht alt – zu diesem Jubiläum digital veröffentlicht. Auch dies ist sicherlich ein spannendes Experiment.
Alle aktuellen und ehemaligen Schülerinnen und Schüler, Eltern, Unterstützer und Begleiter sowie Kolleginnen und Kollegen ebenso wie interessierte Bürgerinnen und Bürger der Stadt und des Landkreises sind herzlich eingeladen, mit uns zu feiern!
Mit insgesamt 51 Schülerinnen und Schülern besuchten die Oberstufenkurse des Faches Französisch die „Cinéfête 19“ in der Schauburg in Bremen. Der von den begleitenden Lehrerinnen Pamela Rößler und Susanne Rohde ausgewählte Film war „Cherchez la femme“, der Themen wie Toleranz, religiösen Fanatismus, Selbstbestimmung und Integration auf lockere Art thematisiert. Neben der Einstimmung auf die letzte Vorbereitungsphase vor den für den zwölften Jahrgang anstehenden Abiturklausuren war die Filmvorstellung für alle Besucher auch eine hervorragende Übung für das audiovisuelle Verstehen, das in den modernen Fremdsprachen zunehmend prüfungsrelevant wird.
Die„Cinéfête“ist ein französisches Schulfilmfestival mit über 100 teilnehmenden Kinos und rund 100.000 jungen Besuchern pro Jahr, das seit seiner Gründung im Jahr 2000 alljährlich junge Deutsche an französische Filme und Kultur heranführen soll. Im selben Jahr beschloss das Europäische Parlament, 2001 das europäische Jahr der Sprachen auszurufen, dessen Ziel es war, die Verständigung der europäischen Völker untereinander zu fördern und den Umgang miteinander besser zu gestalten – Filme sind dazu ein fantastisches Medium.
Es war ein ganz besonderer Deutsch-Französischer Tag, dieser 22. Januar 2019, auch am Ratsgymnasium Rotenburg. Im letzten Jahr konnte ganz Europa den 55. Jahrestag des Elysee-Vertrages feiern, der den ehemaligen „Erbfeinden“, so in beiden Weltkriegen die deutsche Diktion, und allen Nachbarstaaten die längste Friedensperiode auf dem Kontinent beschert hat. In diesem Jahr trafen sich gleichzeitig mit den Feierlichkeiten am Ratsgymnasium der französische Präsident Emmanuel Macron und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel in Aachen, um die Kooperation und auch die Freundschaft der beiden Länder und ihrer Bevölkerung auf eine neue, noch festere Grundlage zu stellen. „Wenn mein Herz ein Wort im Französischen nicht findet, dann suche ich es in der deutschen Sprache,“ so Macron – eine Idee, die gerade für eine Schule eine besondere Botschaft, einen bedeutenden Auftrag enthält: Einander die Sprache des Nachbarn zu vermitteln, das öffnet den Weg in die eine echte Einheit Europas.
Diesen Auftrag nimmt das Ratsgymnasium seit seinem Bestehen wahr, die hohe Qualität des fremdsprachlichen Unterrichts sowie der ganz reale, seit Jahrzehnten erfolgreiche Austausch mit Sainte-Foy sind nur zwei Belege dafür. Auch deshalb fanden zwei Gäste heute gerne den Weg an die Europaschule in der Gerberstraße: Im Rahmen der Feierlichkeiten erläuterten Eike Holsten (MdL) und Landrat Hermann Luttmann ihre jeweilige, ganz persönliche Sicht auf beinahe sechs Jahrzehnte Freundschaftsvertrag und dessen Bedeutung für das Ratsgymnasium Rotenburg.
Schulleiterin Iris Rehder verwies in ihrer Begrüßung in der Schulstraße auf die „lebendige Vielfalt von Kontakten und Begegnungen, aus denen über die Jahre auch persönliche Verbindungen gewachsen sind.“ Der von der Fachgruppe Französisch unter Leitung von Pamela Rößler und Europakoordinatorin Susanne Rohde organisierte Tag richte sich gerade deshalb nicht nur an Schülerinnen und Schüler, die diese Fremdsprache lernen, vielmehr solle eine Beziehung, die von „Vielfalt gekennzeichnet und im Alltagsleben beider Völker verankert“ sei allen nähergebracht werden. Die Französischlerngruppen des Ratsgymnasiums präsentieren deshalb in diesem Jahr auf Stellwänden in der Schulstraße auf französische und deutsche Persönlichkeiten, die eben diese grenzüberschreitende Verbindung leben.
Eike Holsten betonte, wie sehr ihm nicht nur als Politiker, sondern eben auch als Mensch der Europäische Gedanke am Herzen liege und verwies dabei auf besonders prägende biografische Erfahrungen: Neben den durch den Zweiten Weltkrieg in die Familie hineingetragenen Leiden habe er als junger Mann vielfältige positive Erfahrungen auf Austauschen nach Frankreich, Italien, England und sogar als langfristiger Austauschschüler in Weißrussland sammeln können. Diese Erfahrungen, so Holsten, machten eben auch andere junge Deutsche, so dass er beobachte, dass die Zustimmung zur Europäischen Union unter den Jugendlichen deutlich ansteige. Es setze sich eine Erkenntnis durch: „Das Projekt Europa ist einzigartig!“
Hermann Luttmann indes verwies auch darauf, dass dieses friedliche und geeinte Europa nicht als gegeben zu sehen sei, sondern etwas, für dessen Erhalt auch Wille, Mühe und Mut aufgebracht werden müssten. Er wünschte den Schülerinnen und Schülern des Ratsgymnasiums Rotenburg, dass sie die ihnen gebotenen Chancen ergreifen mögen – so zum Beispiel über das um einige Plätze in Sainte-Foy erweiterte Berufspraktikumsangebot für den Jahrgang 11.
Die etlichen Interessierten, die sich am in der Schulstraße aufgebauten Informationsstand des Deutsch-Französischen Partnerschaftsvereins einfanden und neben Blicken in verschiedene Broschüren und Hefte auch das Gespräch zu Möglichkeiten der Begegnung suchten, ließen diesen Wunsch als einen realistischen erscheinen.
Die derzeitigen Gastschüler am Ratsgymnasium, Andrés aus Mexiko und Agustín aus Chile, feierten zusammen mit der Spanischklasse 10Sn eine kleine Weihnachtsfeier. In der Cafeteria wurden mexikanische Enchiladas verspeist, die die deutschen Schüler vorbereitet hatten. „Es schmeckt wie in Mexiko“, sagt Andrés, der bis Ende des Schuljahres unsere Schule in Jahrgang 11 besuchen wird. Agustín besucht noch bis Februar die Klasse 10Sn und wünscht mit ihnen zusammen „¡Feliz Navidad!“
In der ersten Schulwoche nach den Herbstferien erkundeten 20 Ratsgymnasiasten der Jahrgänge 10 und 11 mit ihren Lehrkräften Susanne Rohde und André Artinger im Rahmen des Austausches mit dem Deutschen Nationalitätengymnasiums Budapest die Donau-Metropole. Vorangegangen war der Besuch der ungarischen Schülerinnen und Schüler in Rotenburg.
Untergebracht waren die meisten Jugendlichen in Gastfamilien, drei von Ihnen erlebten – wie auch die Lehrkräfte – Internatsleben im angrenzenden Schülerwohnheim. Eine neue Erfahrung mit einem eingeschränkten Internetzugang zu leben und die Bettruhe nicht in Frage zu stellen.
Wesentlicher Bestandteil des Programms war die Teilnahme am Unterricht, sodass auch neue, bei uns eher unbekannte Unterrichtsfächer wie beispielsweise „Volkskunde“ entdeckt werden konnten. Diese Hospitationen machten es nachvollziehbar, weshalb die Schülerinnen und Schüler an der Partnerschule über so gute Deutschkenntnisse verfügen: Deutsch wird mit hoher Stundenzahl unterrichtet, etliche Fächer aus dem gesellschaftswissenschaftlichen Bereich werden auf Deutsch erteilt – wohingegen das Englische nur mit drei Stunden einen eher untergeordneten Platz hat. Gerade im Literaturunterricht („Sturm und Drang“) und bei den Vorbereitungen auf das deutsche Sprachdiplom waren die Ratsgymnasiasten aktive und wichtige Ansprechpartner.
Außerhalb des Unterrichts entdeckten sie das Alltagsleben in den Gastfamilien:
So machten sie die Erfahrung, dass Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln keinesfalls ein Schicksal ist, das lediglich von den Botheler und Visselhöveder Jugendlichen getragen wird, sie kosteten die Spezialitäten der ungarischen Küche und wandten ihre Englischkenntnisse an, da keineswegs in allen Familien Deutsch gesprochen wird. Außerdem war diese Woche lange genug, um erste Sätze in Ungarisch zu beherrschen. Und sie beobachteten den auffälligen Kontrast zwischen den Randbezirken und der Budapester Innenstadt.
Diese wurde ausgiebig mit begleitenden Referaten der ungarischen Gastgeber mal auf der Buda-Seite mal auf der Pest-Seite erkundigt. Abends waren die Teilnehmer überwältigt von der Schönheit und der Pracht sowohl der Gebäude als auch der Brücken über die Donau – dabei natürlich auch eine „Elisabeth-Brücke“.
Außerdem stand ein Ausflug in den Vorort Gödöllö auf dem Programm. Dieser Vorort wurde z. Zt. in Deutschland wg. der Obdachlosenproblematik in Ungarn erwähnt, in Ungarn selbst hingegen ist er mit seinem Barockschloss das Zentrum des immer noch weit verbreiteten „Sissi“-Kultes. Dank mitreißender Schlossführung ist auch dann auch den Ratsgymnasiasten die Bedeutung dieser modernen, unangepassten Monarchin Elisabeth für Ungarn nachvollziehbar geworden.
Nach dem Wochenende in den Gastfamilien erfolgte die Heimreise – voll neuer Eindrücke und mit der Gewissheit, dass von jetzt an wieder regelmäßig Ratsgymnasiasten und Schülerinnen und Schüler des Deutschen Nationalitätengymnasiums in den Genuss dieser Erfahrung kommen werden. Darauf haben sich die beiden Schulen für die Zukunft verständigt.
Im Zuge der jährlich in Kooperation mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. stattfindenden Reise unserer Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 12 nach Lommel, Belgien, besuchten die Klassen 10a und 10Sn, so wie vor den Herbstferien die Klassen 10b und 10 NW, gemeinsam mit ihren Klassenlehrkräften Hendrik Beek und Ulrike Lützen sowie der Referendarin Anna Panknin das Europaparlament in Brüssel.
Die Schüler setzten sich auf dem größten Soldatenfriedhof für gefallene Soldaten des Zweiten Weltkrieges im belgischen Lommel zunächst im Zuge der Gräberpflege mit der grausamen Kriegsvergangenheit auseinander. Etwa 39.000 Gefallenen, teilweise erst 15 Jahre alt, wird auf dem Soldatenfriedhof ewiges Ruherecht gewährt. Später erfuhren sie in Workshops anhand von Einzelschicksalen, wie das NS-Regime Menschenrechte verletzte – es wurden aber auch Bezüge zu aktuellen Kriegen, Vertreibungs- und Fluchtphänomenen hergestellt.
Der Besuch des Europaparlamentes in Brüssel zeigte, dass das gemeinsame Europa, heute die EU, auch als Maßnahme zur Friedenserhaltung gegründet wurde. Diesem Bündnis gehören nach seiner Gründung 1952 heute inzwischen 28 Länder an, die eine gemeinsame Charta der Menschenrechte unterzeichnet haben und somit ihre Einigkeit demonstrieren und ein Zeichen für friedliches Zusammenleben setzen wollen.
Für diese Ziele setzt sich auch das Ratsgymnasium in seiner Eigenschaft als Europaschule und Schule gegen Rassismus ein.
Nach zwei Nächten und insgesamt 2600 Fahrkilometern im Bus, fast 100 km auf der Fähre und – das ist ein beeindruckender Rekord – beinahe 65 Kilometern Fußmarsch durch Oxford, London und Canterbury waren die 50 Schülerinnen und Schüler des Ratsgymnasiums bei ihrer Rückkehr nach Rotenburg ebenso erschöpft wie die sie begleitenden Lehrkräfte. Dennoch war aber eine der letzten Fragen auf der Insel: „Müssen wir wirklich zurück?“
Das den insgesamt 50 Ratsgymnasiasten aus den Jahrgängen 8 und 9 gebotene Programm hat es offensichtlich geschafft, große Begeisterung und Leidenschaft für das Land zu wecken, dass sich leider politisch immer weiter vom Rest Europas entfernt. Vielleicht sind aber gerade solche Fahrten wie sie das Ratsgymnasium Rotenburg als Europaschule durchführt der Schlüssel zu einer zukünftigen Wiederannäherung.
Nachdem im Rahmen einer Stadtführung inklusive Besuch in verschiedenen Colleges der weltberühmten Universität ein erster Eindruck von Oxford gewonnen war, wurde dieser weiter vertieft, indem die Schülerinnen und Schüler eine Stadtrallye bearbeiten mussten, die Kommunikation und scharfe Beobachtungsgabe erforderte.
Die Schülerinnen und Schüler wohnten während ihres Aufenthaltes in Großbritannien bei Gastfamilien im Süden Oxfords, wo sie einen tieferen Einblick in den Lebens- und Wohnalltag vor Ort bekamen.
Beim Besuch in Stratford-upon-Avon hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, das Geburtshaus von William Shakespeare zu entdecken, hier gab es auch gleich eine schauspielerische Kostprobe aus „Romeo and Juliet“. Mit Blenheim Palace, einer riesigen Palast- und Parkanlage des Duke of Marlborough, Stammhaus der Familie Winston Churchills, sowie der Festungsanlage im nahegelegenen Warwick standen zwei weitere beeindruckende Ziele auf dem Programm.
Die britische Hauptstadt London war sicherlich in ihrer hektischen Betriebsamkeit eine echte Herausforderung für die eher besonnenen Norddeutschen, Stadtrundfahrt und Covent Garden weckten aber Begeisterung und ließen Staunen. Bei einem Theaterworkshop mit professionellen Shakespeareschauspielern konnten die Schülerinnen und Schüler dann ihr eigenes Bühnentalent beweisen.
Auf der Rückreise nach Rotenburg gab es dann abschließend die Gelegenheit, mit der Kathedrale von Canterbury den beeindruckenden gotischen Hauptsitz der Anglikanischen Kirche zu besuchen. Das „Canterbury Tales Museum“ stellt in verschiedenen Szenen Geschichten aus dem Schlüsselwerk der Weltliteratur aus der Feder Geoffrey Chaucers vor – hier gab es dann doch auch so einige Lacher, war es doch überraschend, wie witzig, freizügig und zotig Chaucer bereits im 14. Jahrhundert seine Pilgergeschichten erzählte.
Als die Schülerinnen und Schüler am Sonntagmittag nach durchgefahrener Nacht in Rotenburg müde und erschöpft an ihre Eltern übergeben wurden, gab es also vieles zu berichten – aber wohl erst nach einer wohlverdienten Mütze Schlaf im eigenen Bett.
Am Ratsgymnasium fahren jährlich die jeweiligen 10. Klassen auf Klassenfahrt nach Lommel in Belgien. In diesem Jahr war es mein Jahrgang und wenn ich ehrlich bin, hatte ich bei dem Gedanken noch gar keine Lust darauf.
Wir fuhren also morgens los und kamen spätnachmittags in der Jugendbegegnungsstätte an. Ich sah zum allerersten Mal die Kriegsgräberstätte mit eigenen Augen und konnte den Mund vor Erstaunen kaum zu halten. Natürlich habe ich mir vorher Bilder angeschaut, aber diese konnten mir im Weiten nicht das Gefühl geben, dass ich bekam, als ich es selbst sah. An diesem Tag kamen wir erst einmal in Lommel an, und lebten uns schonmal ein wenig ein.
Direkt am nächsten Tag stand die Kriegsgräberpflege auf dem Tagesprogramm. Wir wurden in zwei Gruppen eingeteilt, welche dann abwechselnd die Gräber gepflegt oder in einem Workshop teilgenommen haben. Dies klingt vielleicht im ersten Moment komisch, aber ich rede im Namen der Klassen, wenn ich sage, dass das für uns keine elendige Aufgabe war. Es war eine kleine Ehre dies für die gefallenen Personen zu tun und ihnen unseren Respekt zu zeigen, indem wir uns ein wenig um die Gräber gekümmert haben. In dem kleinen Workshop haben wir uns z.B. mit den Geschichten auseinandergesetzt, die hinter manchen Gräbern stecken.
Am späten Nachmittag waren wir noch für eine Stunde direkt in Lommel. Mittwoch war für mich persönlich der emotionalste Tag. Wir besuchten am frühen Morgen das Fort Breendonk. Dies ist ein sogenanntes Arbeitslager. Wir erlebten dort alles hautnah und es war wie schon erwähnt eine sehr emotionale Erfahrung für mich und auch für viele andere aus meinem Jahrgang. Am Nachmittag sind wir dann nach Antwerpen gefahren. Hier haben wir ein wenig die Stadt erkundet und anschließend ging es wieder zur Jugendbegegnungsstätte.
Am letzten Tag, Donnerstag, haben wir die Chance gehabt einen Zeitzeugen kennenzulernen. Er erzählte uns seine Geschichte und wir durften ihn alles Mögliche darüber fragen. Im Laufe des Tages haben wir in den Klassen noch einige Workshops gehabt und viele Informationen zu diesem Thema erarbeitet. Da es für manche Personen schwer sein kann, die erlebten Eindrücke zu verarbeiten, hatten wir immer die Chance, uns mit den Lehrern und Mitschülern auszutauschen.
Den letzten Abend haben wir nochmal so richtig zusammen genossen und am nächsten Morgen ging es wieder los nach Hause. Mein Fazit dieser Klassenfahrt ist, dass ich unheimlich froh bin, Teil dieser Reise gewesen zu sein. Ich habe viele schöne, aber eben auch sehr bewegende Eindrücke mit nach Hause genommen. Natürlich hat man sich an diesem Ort sehr respektvoll verhalten, jedoch konnten wir trotzdem auch durchaus Spaß zusammen haben.“
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