In guter Tradition: Gäste aus Polen am Ratsgymnasium Rotenburg

Seit Freitagabend sind sie in Rotenburg, heute wurden sie ganz offiziell am Ratsgymnasium begrüßt: 14 Schülerinnen und Schüler und ihre beiden Lehrerinnen aus dem polnischen Wegorzewo, ehemals Angerburg in Ostpreußen, besuchen für eine Woche das Ratsgymnasium. Auch mit diesem Austausch wird, ebenso wie mit den anderen internationalen Fahrten der Schule nach Frankreich, Ungarn, Mexiko und England, der weltoffene Geist der Schule gelebt und weitergeführt.

Die polnischen Jugendlichen haben bereits ein Wochenende in ihren Gastfamilien verlebt, Am Sonntag stand dann ein gemeinsamer Ausflug aller Austauschteilnehmer nach Soltau auf dem Zettel. Heute nun wurden die Gäste von der Schülerschaft und Schulleiterin Iris Rehder im Rahmen einer kleinen Feier am Ratsgymnasium willkommen geheißen. Eckhard Teichgräber, der als Lehrer den Austausch schon seit vielen Jahren begeistert organisiert und begleitet, hat mit seiner Kollegin Sabine Neugebauer ein spannendes Programm auf die Beine gestellt: Neben historisch bildenden Terminen wie einer Fahrt in das Ostpreußenmuseum nach Lüneburg sowie einem Besuch der Cohnscheune in Rotenburg stehen auch etwas leichtere Ausflüge nach Bremen und Hamburg auf dem Programm – Hafenrundfahrt und Stadtführung inclusive und Shopping nicht ausgeschlossen. Zwischen diesen Terminen und dem Abschluss des diesjährigen Austausches bei einer gemeinsamen Fahrt nach Berlin am Freitag steht für die polnischen Gäste und ihre deutschen Austauschpartner am Mittwoch mit einem Besuch im Kreishaus bei Landrat Luttmann noch ein hoher Besuch an.

Lebendig wie eh und je – Der Frankreichaustausch am Ratsgymnasium

Das Ratsgymnasium erlebte am Dienstagnachmittag die Fortsetzung einer seit 1970 ununterbrochenen Tradition: 34 Schülerinnen und Schüler vom Collège Elie Faure und vom Lycée Elisée Reclus aus Sainte-Foy-la-Grande trafen gemeinsam mit ihren drei Begleitern nach 22stündiger Busfahrt aus der Dordogne in der norddeutschen Tiefebene ein. Damit besuchen sie Rotenburg eine Woche nach der offiziellen Delegation der „Pays Foyen“, der französischen Partnerregion des Landkreises Rotenburg.

Diese regionale Partnerschaft begründet die Kontinuität des Austausches, der es den Jugendlichen beider Länder ermöglicht, neue grenzübergreifende Bande zu knüpfen und so die europäische Idee fortzusetzen. Nicht zuletzt deshalb bezeichnet Susanne Rohde, eine der drei Lehrerinnen, die am Ratsgymnasium den Austausch begleiten, die Begegnungen der Jugendlichen auch als „einen besonders lebendigen Teil unserer Partnerschaft“.

Am Mittwoch wurden die erholten Gäste dann am Ratsgymnasium von Schulleiterin Iris Rehder willkommen geheißen. In der kommenden Woche erwartet die französischen Schülerinnen und Schüler aus den Jahrgängen 7-10 ein abwechslungsreiches und erhellendes Programm: Neben Alltagsleben in den deutschen Gastfamilien, landestypischem Kaffeeklatsch, Unterrichtsbesuchen am Ratsgymnasium und Ausflügen in die nähere Umgebung steht mit Lübeck noch ein ganz besonderer Punkt auf der Liste. Die Fahrt in die alte Hansestadt wird im Rahmen eines binationalen Sprachprojektes von allen Teilnehmern gemeinsam vorbereitet, um dann nach erfolgreicher Durchführung mit einem marzipanschweren Besuch im Traditionshaus Niederegger gebührlich gefeiert zu werden.

Der zehntägige Gegenbesuch der Ratsgymnasiasten erfolgt dann mit Zwischenstopp in Paris bereits im September. Auch dies macht den Austausch des Ratsgymnasiums so besonders und intensiv, denn die zeitliche Nähe ermöglicht eine Stärkung und Festigung der Kontakte. So sind dann auch zahlreiche Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit ihren Familien zum wiederholten Male Gastgeber – und sicher auch nicht zum letzten Mal.

„Singen, Pfeifen, lautes Sprechen ist verboten!“ – Stasiprojekt des Geschichtskurses 12ge8

Seit einigen Tagen steht in der Pausenhalle des Ratsgymnasiums ein etwas befremdliches Objekt: Der maßstabsgetreue Nachbau einer Gefängniszelle. Mag so manch Unglücklichen Schüler der Aufenthalt in der Schule gelegentlich auch an das Gefängnis erinnern, so ist der Hintergrund der gezeigten Installation doch ein deutlich ernster.

Unter dem Thema „Freiheit und Herrschaft in der DDR“ befassten sich die Schülerinnen und Schüler des Geschichtskurses 12ge8 unter der Leitung von Herrn Fabian Sauer mit Klaus Kordons semiautobiographischem Roman „Krokodil im Nacken“. In diesem erzählt der Autor eindringlich und detailliert vom Schicksal einer Familie rund um den Vater, Lenz, der nach missglückter Flucht inhaftiert wird und von da an sein Leben in einer 2×4 Meter großen Zelle in einem Gefängnis der Stasi verbringen muss:

„Singen, Pfeifen, lautes Sprechen ist laut Verwahrraumordnung verboten. Auch dürfen Sie sich tagsüber nicht auf die Pritsche legen. Das ist erst zur Nachtruhe gestattet. Haben Sie verstanden?“

Lenz läuft Zellenmarathon, versucht, sich auf engstem Raum physisch wie psychisch fit zu halten – immer versucht, die kriechende Zeit zu vertreiben. Die dennoch wiederkehrenden Gedanken an die ebenfalls inhaftierte Ehefrau sowie an die Kinder indes machen ihn mürbe, zerstören ihn nach und nach.

Die Lektüre des Romans weckte im Kurs den Wunsch, diesen Haftalltag noch stärker greifbar zu machen, körperlich erlebbar zu machen. Der Plan für einen Zellennachbau nahm Gestalt an und wurde nach kurzer Planung in Angriff genommen. Unter Mithilfe verschiedener schulischer Ressourcen und selbst gekaufter Materialien ging es ans Handwerkliche, ein Grundgerüst entstand aus Holzlatten. Das Innere der Zelle sollte sich an unterschiedlichen historischen Fotos des Stasigefängnisses in Berlin-Hohenschönhausen, besonders aber direkt an den Beschreibungen Kordons orientieren. Pritsche, Sanitärbereich – vor allem aber die den Zugang zur Außenwelt versperrende Tür vervollständigten den Nachbau. In der Zelle finden Besucher erklärende Texttafeln und Erläuterungen, die über den Tagesablauf und den Alltag der politischen Gefangenen zu informieren. Die Außenwände zeigen Auszüge aus authentischen Vernehmungsprotokollen und Akten, die die überaus penible und dabei teils menschenverachtende Arbeit der Staatssicherheit der DDR verdeutlichen.

Kursleiter Sauer zeigte sich, ebenso wie die am Ende der Arbeit durchaus abgekämpften Schülerinnen und Schüler, beim Anblick der nunmehr fertig aufgestellten Zelle mehr als zufrieden mit dem bewegenden Ergebnis des gemeinsamen Projektes.

Eine rauschende (Lese)Nacht

Einige tanzten quasi über die Buchstaben ihrer selbst gewählten Texte und boten den Besuchern wieder einen Kanon verschiedener Lesequellen und dementsprechender Labung. Unsere jüngsten Schüler der 5m unterhielten ihr Publikum durch spontan zugeworfene Adjektive, die sie in ausgesuchte Texte einsetzten. Die Ergebnisse wurden schallend belacht. Einige Autoren rezitierten ihre eigenen Texte zum facettenreichen Thema Rausch. Das Spektrum der Vorträge reichte von Robert Louis Stevensons Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde bis zur Lyrik von Rainer Maria Rilke. Für gut 90 Prozent der Ratsgymnasiasten scheint das Thema Rausch – vielleicht erfreulicher Weise – kein Aufhänger gewesen zu sein, um die Schule an diesem Abend zu besuchen, obwohl die tolle Unterhaltung von Lennart Picht alias Marc-Uwe Kling und Paul Holzer als Känguru (Foto) sie bestimmt auf den Geschmack und die Känguru-Chroniken gebracht hätte.

Kunstkurs 11Ku2: Besuch der Kunsthalle Bremen

Im Zuge des Semesterthemas ‘Bilder vom Menschen’ besuchte der Kunstkurs 11Ku2 die Kunsthalle in Bremen, wo die neun KursteilnehmerInnen in den besonderen Genuss einer intensiven Führung mit beim Bremer Künstler und Kunsthistoriker Dieter Begemann kamen. Wurde zunächst anhand von Originalen die Entwicklungsgeschichte des Portraits und der Abbildung des Menschen im Allgemeinen theoretisch nachvollzogen, so schloss sich im Rahmen eines Workshops eine praktische Annäherung an und Auseinandersetzung mit ausgewählten Werken statt. Für einen Großteil des Kurses war es der erste Besuch in der kleinen aber feinen, frisch renovierten und erweiterten Kunsthalle in Bremen, aber nach eigenen Aussagen auch einer, der Eindruck und Lust auf mehr gemacht hat.

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