Nach der durch die Pandemie bedingten Pause der letzten Jahre lebte im Mai nun endlich die Tradition des Mausefallenrennens am Ratsgymnasium wieder auf. Ausgerechnet am Freitag, den 13. fand in der Pestalozzi-Halle das Mausefallenrennen der Physikkurse des 11ten Jahrgangs unter der Leitung der Lehrkräfte Sabine Meyer und Ulf Konrad statt. Beteiligt waren sagenhafte 47 Schülerinnen und Schüler mit 23 startbereiten Fahrzeugen.
Die gestellte kniffelige Aufgabe war es, ein Fahrzeug zu bauen, das ausschließlich mit einer Mausefalle angetrieben wird und mit der in der Falle gespeicherten Spannenergie eine möglichst weite Strecke zurücklegt. Die Materialwahl z.B. für Fahrgestell und Räder war recht frei – musste aber eben nützlich sein. Neben dem eigentlichen Bau des Fahrzeugs war aber auch ein kurzer, aber prägnanter Bericht zu den jeweiligen Fahrzeugen anzufertigen, der eine technische Zeichnung, eine Beschreibung des Baus, eine Messreihe der anschließenden Fahrversuche und deren physikalische Auswertung beinhaltet. Die notwendigen Fallen und die konkrete Aufgabenstellung hatten die Schülerinnen und Schüler bereits im Februar erhalten, so dass ausreichen Zeit für Versuch und Irrtum blieb – und auch für so einige Neuentwürfe.
Wenn beim Bauen, Experimentieren und dem eigentlichen Rennen sicherlich alle Beteiligten gewonnen haben, so gab es aber ebenso eine klar messbare Siegergruppe, die zum Teil begeisternde Distanzen mit ihren Fahrzeugen erreichen konnten:
- Platz: Jan Schlüter, Jordi Wegner und Jan Pleines mit 44,80m
- Platz: Louis Helwig mit 30,20m
- Platz: Michel Andresen und Fritz Hachmöller mit 19,00m
Alle Beteiligten waren mit viel Engagement und Freude dabei, so waren denn auch viele der Fahrzeuge mit geringeren Weiten spannend und liebevoll gestaltet – ein Zeichen für den ehrlichen und echten Einsatz für die Idee, die eben nicht nur zur effektivsten, sondern auch zur überraschenden und kreativen Lösungen animiert. Ein für alle Teilnehmenden großer Erfolg war sicher, dass alle angetretenen Fahrzeuge auch wirklich gefahren sind. Die für die Konstrukteure mit den längsten zurückgelegten Distanzen vergebenen Preise wurden, ebenso wie die an alle Teilnehmer im Vorfeld ausgehändigten Mausefallen, vom Freundeskreis des Ratsgymnasiums gestiftet.
Die Frage nach dem direkten Nutzen für die Schülerinnen und Schüler beantwortet Physiklehrer Ulf Conrad persönlich so:
„Vor dem Hintergrund, dass 90% des einmal Verstandenen wieder vergessen werden (keine bösartige Unterstellung sondern nachgewiesene Realität), ist es weniger entscheidend, was wir unseren Schülern alles erzählen, welche Sätze und Definitionen sie auswendig lernen müssen, es kommt darauf an, was sie davon behalten und was sie in kreative und eigenständige Arbeit transferieren können, neudeutsch – ‚Output- statt Input-Orientierung‘
Medienkompetenz – Es wird erwartet, dass die Schüler digitale Kompetenzen besitzen, eine Kompetenz jenseits von Spielen, Surfen und Chat. Die Kompetenzen in den Bereichen Text- und Bildverarbeitung, Tabellenkalkulation und Internetrecherchen müssen wir nicht nur einfordern sondern auch vermitteln und ausbauen.
Selbstständigkeit – Dieses Projekt stellt bezüglich seiner Komplexität für die Schüler eine der größeren Herausforderung in ihrer bisherigen Schulzeit dar. Neben der kreativen und manuellen Tätigkeit am Mausefallenkatapult sind fachwissenschaftliche Überlegungen in wissenschaftlich adäquater Form darzulegen. Ein weiteres Problem wird für viele Schüler das Zeitmanagement darstellen. Der zunächst lang anmutende Bearbeitungszeitraum muss vor dem Hintergrund anderer schulischer Termine (Klausuren, Referate,…) sinnvoll geplant werden. Zeit ist hier nicht zu verschenken.
Kreativität – Bei Einstellungstests und Assessmentcentern werden zunehmend kreative Aufgaben an die Bewerber in Einzel- und Teamarbeit herangetragen, die sie in einem vorgegebenen zeitlichen Rahmen lösen und präsentieren müssen. Auf derartige Anforderungen muss die Schule noch stärker vorbereiten. Aufgabenstellungen wie das ‚Projekt Mausefalle‘ sollen hier einen Beitrag liefern.
Das Mausefallenrennen fungiert hier also mehr als Medium des Lehrens und Lernens denn als Lerngegenstand.“
Ähnliche Projekten mit vergleichbaren Aufgabenstellungen werden an anderen Schulen in Klassen von der Mittelstufe bis in die Leistungskurse der Klasse 12 hinein bearbeitet. Dieses breite Bearbeitungsspektrum veranschaulicht sicher die universelle inhaltliche und formale Breite des Themas. Schülerinnen und Schüler können auf unterschiedlichsten intellektuellen Ebenen in die Thematik eindringen und diese mit individueller Lerntiefe bearbeiten. So ist wird ermöglicht, sich auf einer adäquaten Leistungsebene mit erfolgreich mit den theoretischen physikalischen Grundlagen auseinanderzusetzen. Gleiches gilt aber eben auch für den praktischen Bau des Mausefallenautos. Hier können die Teilnehmenden sowohl über den experimentell-tüftelnden Aufwand ihre persönliche Bestätigung finden als auch einfache Fahrzeuge mit geringem technischen und zeitlichen Aufwand realisieren, die dennoch erfolgreich starten können.
Hier ein paar tolle Eindrücke vom Wettbewerb: