„Eigentlich…“: Ratsgymnasium und Kooperationspartner in den Startlöchern für Erasmus+

Eigentlich, ja… eigentlich hätte das Programm Erasmus+ an der Europaschule Ratsgymnasium Rotenburg schon zu den ersten persönlichen Begegnungen geführt:

von links nach rechts: Tabea Bruns, Verantwortliche für die Sammlung der Bildnerischen Werkstatt, Ragna Müller, Stellvertretende Leiterin und tätig in der Bewohnerarbeit, Susanne Rohde, Europakoordinatorin des Ratsgymnasiums, und immer dabei: Hund Meeka

Eigentlich hätten die Europakoordinatorin Susanne Rohde und ihre Kollegen bereits im November die Kolleginnen der Partnerschule aus Lissabon am Ratsgymnasium empfangen wollen, um konkret gemeinsam Arbeits- und Evaluationsmaterialien für das gemeinsam ausgeheckte Projekt „Inklusion und Integration – Bereicherung durch Vielfalt“ erstellen zu können.

Eigentlich wäre in diesem Zusammenhang die Bildnerische Werkstatt der Rotenburger Werke gemeinsam aufgesucht worden, um den geplanten Workshop als Kooperationserfahrung von Menschen mit und ohne Behinderung im Detail vorzubereiten…

Nun ja, im Zeichen von Corona ist alles notgedrungen anders. Dennoch ließ es sich die Projektinitiatorin Susanne Rohde nicht nehmen, mit Ragna Müller als stellvertretender Leiterin der Bildnerischen Werkstatt und ihrer Mitarbeiterin Tabea Bruns die Freude darüber zu teilen, dass die Europäische Union ihr Vorhaben würdigt und daher finanziell großzügig unterstützt. Deshalb ist dem Ratsgymnasium dann auch ein entsprechendes Schild als Qualitätssiegel für diese auf Erasmus+ aufbauende Schulbildung zugegangen, das noch im Gebäude seinen Platz finden wird.

Eigentlich ist das Projekt auf zwei Jahre angelegt, in denen Jugendliche aus Lissabon und Rotenburg dreimal persönlich zueinander finden sollen: Zunächst einmal im Rahmen des Kunstprojektes in Kooperation mit den Rotenburger Werken, danach in Lissabon, wo weitere Kunstprojekte im Rahmen der Integrationsarbeit mit afrikanischen Jugendlichen durchgeführt werden. Als gemeinsame Abschlussfahrt ist ein letztes Treffen in Den Haag geplant. Der Besuch des Internationalen Gerichtshofes rundet die Beschäftigung mit den Grundrechten auch von Minderheiten ab.

Zwischen diesen persönlichen Treffen werden die Schulen dauerhaft im digitalen Austausch stehen – eine Arbeitsweise, die in Corona-Zeiten mehr und mehr nicht nur den schulischen Alltag bestimmt. Entsprechend vertraut sind die beteiligten Schülerinnen und Schüler sowie Ihre Lehrkräfte bereits mit diesen Kanälen und nutzen die Zeit, sich aktuell einander und die eigene Umgebung virtuell vorzustellen.

Und eigentlich, so hoffen alle am Projekt Beteiligten, geht es nach all der geleisteten Vorarbeit noch 2021 wirklich los…

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Ausstellung „Was glaubst Du denn!?“ am Ratsgymnasium Rotenburg

Ein wenig anders als ursprünglich gedacht sah die Eröffnung der Ausstellung „Was glaubst Du denn!?“ am Donnerstag in der kleinen Sporthalle des Ratsgymnasiums dann doch aus – Corona sei Dank. „Ich sah mich eigentlich bei der Vorbereitung meiner Rede in der großen Aula vor vielen, vielen Schülern stehen,“ so Eike Holsten (MdL), der es sich dennoch nicht hatte nehmen lassen, zur Eröffnung zu kommen.

Im interreligiösen Dialog.

Schulleiterin Iris Rehder begrüßte neben Eike Holsten die trotz Hygienebeschränkungen angereisten Gäste. In ihren einleitenden Worten dankte sie zunächst der Obfrau der Fachgruppe Religion, Kerstin Lubkowitz, für das Engagement, auch in so ungeordneten Zeiten ein solch wichtiges Projekt ans Ratsgymnasium Rotenburg zu holen und würdigte die Arbeit, die sie investiert hat. Lubkowitz hatte im Jahrgang 9 mehr als 20 Schülerinnen und Schüler motivieren können, sich in einem mehrtägigen Seminar auch in der Freizeit vier Tage lang zu Peer Guides ausbilden zu lassen, die nun selbständig ihre Mitschülerinnen und Mitschüler durch die Ausstellung begleiten können. Dieser gesellschaftliche Einsatz sei ausdrücklich zu loben, so die Gäste im Einklang.

Eike Holsten und Dr. Michael Blömer

„Der Präsentation dieses breiten islamischen Spektrums kann gar nicht zu viel Platz eingeräumt werden. Gerade in der heutigen Zeit der verengten, vereinfachenden, pauschalisierenden Sicht auf die Dinge ist es immens wichtig, die reale Vielfalt hervorzuheben und für Differenzierung zu werben. Anders lässt sich Kultur und Gesellschaft und eben auch muslimisches Leben (in Deutschland) nicht begreifen,“ so Iris Rehder.

Der Superintendent im Kirchenkreis Rotenburg, Dr. Michael Blömer, betonte in seinem Grußwort: „Es gibt nicht den eine Islam, nicht das eine Christentum. Alleine deshalb ist es wichtig innerhalb, aber eben auch zwischen den Religionen Gespräche aufzunehmen und fortzusetzen, um so Missverständnissen vorzubeugen.“

Die Worte fanden großen Anklang auch bei den Gästen aus der muslimischen Gemeinde Rotenburgs, die aus der Kleine Ayasofya Moschee in die Gerberstraße gekommen waren. „Wir haben uns riesig gefreut, hier mit dabei zu sein. Es gibt ein großes Bedürfnis, viel mehr zu kooperieren, denn Jugendliche haben viele Fragen an den Islam – ‚Warum fastet Ihr?‘ oder ‚Warum tragen manche Frauen ein Kopftuch?‘“

Peer Guides im Rampenlicht.

Um auch weitere Fragen überhaupt stellen zu können sei eine eigene Standortbestimmung unerlässlich, hatte Eike Holsten in seiner kurzen Ansprache betont. Schließlich seien wir im Alltag viel mehr mit Christen als mit Muslimen zusammen. Da sei es notwendig, sich immer wieder auch der eigenen Religiosität und der eigenen Religion bewusst zu werden, dann ließe sich auch erkennen, dass sich eben die eigenen Vorstellungen in denen der Muslime widerspiegelten. „So können wir in den Dialog kommen. Die Religionen wollen uns Mut machen, miteinander zu leben,“ schloss Holsten, ehe er sich gemeinsam mit anderen Gästen von den Peer Guides Leonie Wendt und Angelika Schreiner fragen ließ: „Was glaubst Du denn!?“

Die Ausstellung der Bundeszentrale für politische Bildung tourt seit Juni 2013 durch Deutschland und richtet sich dabei vorrangig an Schülerinnen und Schüler ab der Sekundarstufe I. Mit Videoporträts, Comics, Animationsfilmen und interaktiven Stationen gibt sie Einblick in das Leben von jungen Musliminnen und Muslimen in Deutschland.

„Stimmt“ und „Ohrwurm“ – Vokabeln, die Madeleine begeistert haben

Am 5. Oktober betritt Madeleine Stoclet aus Paris zum letzten Mal das Ratsgymnasium, das sie seit Schuljahresbeginn besucht hat. Ihre Austauschpartnerin Alina Friedrichsen aus dem 9. Jahrgang fiebert ihrem eigenen Aufenthalt in Paris vom 31. Oktober bis zu den Weihnachtsferien entgegen.

Dieser Abschied bietet Gelegenheit, im Gespräch mit der Europakoordinatorin Susanne Rohde, die selbst seit Studienzeiten in der deutsch-französischen Zusammenarbeit engagiert ist, ein Evaluations- bzw. Vorbereitungsgespräch mit den beiden zu führen:

Fazit: Einhellig betonen beide, dass sie schon jetzt nach der „1. Halbzeit“ sprachlich enorm von ihrem gemeinsamen Austauschprojekt profitiert hätten. Madeleine begeistert sich vor allem für das deutsche „Stimmt!“, das so vielseitig und praktisch sei, und liebt den bildlichen Ausdruck „Ohrwurm“. Habe sie zunächst nur wenig im Unterrichtsgeschehen verstanden, so könne sie inzwischen in vielen Fächern gut folgen – und sich auch äußern. Auch Alina hat bereits in Deutschland vor allem umgangssprachliche Wendungen im Französischen bei ihrem Gast erfragt.

Zwar habe Madeleine ihre Familie oder Freunde manchmal vermisst, doch das sei die Sache allemal wert: Kleinstadt statt Metropole – und vor allem ein völlig anderer Schulalltag mit anderem Rhythmus, ungewohnten Freiheiten und anderem, „menschelndem“ Kontakt zu den Lehrkräften. Dies lässt Alina aufhorchen, der bei Madeleines Schilderung der Rollenverteilung in französischen Schulen schon ein wenig mulmig wird…

Bald wird sie dies selbst erfahren und ebenso an den vielschichtigen Eindrücken persönlich wachsen können. Im Gepäck wird sie eines bestimmt nicht vergessen: Backzutaten für die leckeren deutschen Kuchen, die Madeleine ihrer Familie und ihren Freunden zubereiten möchte.

Susanne Rohde indes weiß aus eigener Erfahrung, wie bereichernd solche Austausche sind, und hofft auf weitere aufgeschlossene und mutige Schülerinnen und Schüler. Das Ratsgymnasium unterstütze als Europaschule eine Vielzahl solcher Begegnungen in Form von Austauschen mit Frankreich, Ungarn, Polen oder Mexiko – oder aber individuelle Austauschprogramme – so wie bei Alina und Madeleine.

Alina jedenfalls wird regelmäßig aus Frankreich berichten und hoffentlich anderen Schülerinnen und Schüler nicht nur am Ratsgymnasium Rotenburg Geschmack auf ein solches Abenteuer machen.

„Zeitenwende ’45“ – Neue Ausstellung des Volksbundes am Ratsgymnasium


75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges widmet sich die Ausstellung „Zeitenwende ʼ45 – Aufbruch in ein neues Europa“ den zentralen historischen und politischen Entwicklungslinien der europäischen Integration seit 1945. Sie versucht dabei, sowohl die politischen Vorstellungen für eine neue europäische Friedensordnung aufzuzeigen als auch die Mechanismen, Garantien und Verträge darzulegen, durch die folgenschwere Fehler vergangener Friedensschlüsse vermieden werden sollten.

Begleitend bietet die Ausstellung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. aber auch einen Blick auf dessen inzwischen mehr als 100jährige Geschichte und Entwicklung. Das Augenmerk liegt hierbei insbesondere auf der Zeit seit dem Kriegsende 1945. Die Ausstellung ist, aufgrund der Coronapandemie etwas verspätet, in den nächsten zwei Wochen für alle Schülerinnen und Schüler in der Pausenhalle des Ratsgymnasium Rotenburg zu sehen.

Zur Eröffnung kamen Vertreter aus Kommunal- und Landespolitik.

Zur heutigen Eröffnung in der Aula der Schule waren neben Karl-Friedrich Boese, Pressereferent des Volksbundes, auch Landrat Hermann Luttmann und Eike Holsten, MdL, in die Gerberstraße gekommen. Sie wurden von Schulleiterin Iris Rehder und Norbert Bitzer, als Koordinator am Ratsgymnasium Rotenburg zuständig für die Kooperation mit dem Volksbund, ebenso begrüßt wie durch die Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 11. Diese hatten als letzte Gruppe die jährliche Fahrt in die Begegnungsstätte des Volksbundes im belgischen Lommel angetreten, ehe auch hier die Coronabeschränkungen bis auf Weiteres die Türen verschlossen.

Norbert Bitzer, selbst Historiker, wies mit Blick auf den Titel der Ausstellung darauf hin, dass das Kriegsende eben nicht, wie in der Vergangenheit gerne so bezeichnet, eine „Stunde Null“ für Eruopa gewesen sei. Schließlich habe es bei allem Zusammenbruch und aller Zerstörung auch Kontinuitäten gegeben, im Guten wie im Schlechten. Mit der Beseitigung der mörderischen Nazidiktatur seien aber ein weitgehender Zusammenbruch der Vorkriegsordnung und die Erkenntnis einhergegangen, dass ein neues, gemeinsames Europa den Platz des alten übernehmen müsse. Dieser lange Weg sei aber noch nicht zu Ende gegangen.

In seiner Eigenschaft als Kreisvorsitzender des Volksbundes bezeichnete Hermann Luttmann die Friedenserziehung als hohes Gut, insbesondere deshalb, weil der Wunsch nach dauerhaftem Frieden in Europa nicht mehr ganz selbstverständlich und einhellig zu sein schiene. Er selbst sei in seiner Jugend mit einem in gegenseitiger Bedrohung erstarrten, in Blöcke gespaltenen Europa aufgewachsen. 1989 habe ihn dann das Gefühl „Jetzt wird alles gut!“ ergriffen – das indes mit dem Balkankrieg sehr schnell zerstob. Eines aber sei ihm anhand dieses warnenden Beispiels damals klar geworden: Der Frieden in Europa muss erhalten werden.

Karl-Friedrich Boese sprach für den Volksbund.

Eike Holsten verwies auf die Erfahrungen, die er selbst mit den auch viele Jahrzehnte nach Kriegsende noch mit seinem Großvater machte. Der begabte Leichtathlet, vor seinem Einrücken in die Wehrmacht noch bei den Gaumeisterschaften in Oldenburg geehrt, wurde 1940 in Frankreich schwer verwundet und litt zeitlebens unter seiner Kriegsversehrtheit. Der Jahrestag seiner Verwundung brachte Jahr für Jahr Wut und Trauer – und für Eike Holsten eine bittere Erkenntnis: „Krieg vergeht nicht.“

Dass es im Jahr 2010 erstmals seit 1945 mit drei Gefallenen und acht Verwundeten wieder im Kampf gefallenen und verletzte deutsche Soldaten gab, noch dazu welche, die im Landkreis Rotenburg stationiert waren, nahm Eike Holsten zum Anlass, die anwesenden Schülerinnen und Schüler dazu aufzufordern, sich mit der Geschichte ihres Kontinents zu befassen, um dessen Gegenwart zu verstehen und seine Zukunft gestalten zu können.

Karl-Friedrich Boese stellte heraus, wie sehr das Kriegsende eben eine Zeitenwende gewesen sei, ein Aufbruch in eine friedlichere Zukunft. Die europäische Einigung habe sich als Garant des Friedens erwiesen, die EU, brachte Boese in Erinnerung, habe deshalb im Jahr 2012 den Friedensnobelpreis erhalten.

Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 11f konnten sich im Anschluss als erste Gruppe durch die Ausstellung bewegen, ehe ihnen die anderen Lerngruppen in den beiden kommenden Wochen im Rahmen des Geschichtsunterrichts nachfolgen werden.

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Ein Jahr als Sprachlehrer in China – Aaron Kruse kehrt für Vortrag ans Ratsgymnasium zurück

Im Sommer 2019 hat Aaron Kruse das Ratsgymnasium mit dem Abitur in der Hand verlassen, im Spätsommer 2020 ist er wieder da, allerdings unter ganz anderen Vorzeichen. Nach der Schule hatte sich der Rotenburger in das mehr als 8.000 Kilometer entfernte Wenxian in Zentralchina aufgemacht, um dort an der No. 1 Senior High School als „Oral English Teacher“ zu unterrichten.

 „Ich war in Englisch nicht unbedingt der Beste, in der Schule hat’s für eine ordentliche Note gereicht – aber dort war ich überragend,“ eine schmunzelnd vorgetragene Erkenntnis, die unter den anwesenden Schülerinnen und Schülern des versammelten 11. Jahrgangs in der Aula an der Gerberstraße einige Heiterkeit auslöst.

Aaron Kruse stellt in einem lebendigen, mit zahlreichen Fotos und Videos unterlegten Vortrag seine Arbeit als Freiwilliger im Rahmen des „weltwärts“-Programms des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung dar. Entsandt wurde er auf seine Stelle durch das Zentrum für Mission und Ökumene der Nordkirche.

Auf seinen Einsatzort, eine Schule mit ca. 2.000 Lernenden der Jahrgangsstufen 10-13 im mit 80.000 Einwohnern für chinesische Begriffe eher als Kleinstadt zu bezeichnende Wenxian, wurde er im Rahmen von Seminaren und Sprachkursen mit anderen Freiwilligen vorbereitet. Dennoch hielten die Arbeit und das Leben in der als Internat geführten Schule so manche Überraschung für ihn, aber auch die vernehmlich beeindruckten Zuhörer, bereit: Unterrichtsbeginn um 7:00 Uhr, Ende der letzten Stunde um 22:30 Uhr? Unvorstellbar für das Publikum. Auch andere Ausführungen überraschten: „Das Schulgebäude ist zwar erst fünf Jahre alt, sieht aber deutlich schlechter aus als das Ratsgymnasium – in China wird dann lieber gleich neu gebaut, als zu unterhalten und zu renovieren,“ so Kruse.

Ein ursprünglich für die Familie in der Heimat zu Weihnachten angefertigtes Video zeigt einen typischen Tagesablauf an der No. 1 Senior High School und gewährt so auch dem Publikum Einblicke in Leben und Arbeit vor Ort. Eiserne Disziplin und Strenge beim Lernen, Unterricht lediglich als Lehrervortrag, absoluter Gehorsam geben Einblicke in eine ganz andere Schule, als sie die Zuhörerschaft aus ihrem eigenen Alltag kennt. Der von den chinesischen Kollegen als Geschenk an Aaron Kruse überreichte, hübsch verzierte Prügelstock führt dann auch noch eine ganz andere Seite des Gesellschaftsverständnisses vor Augen.

Besonders spannend sind für Schülerinnen und Schüler aber die humorig und unterhaltsam vorgetragenen Anekdoten und Alltagsepisoden, mit denen der ehemalige Ratsgymnasiast auch andere Aspekte seiner Zeit im Reich der Mitte beschreibt. Denn neben der Arbeit in der Schule gab es auch Gelegenheiten für Reisen und Ausflüge an die Große Mauer oder nach Peking. Als dann in Wuhan das Coronavirus zu wüten begann, fand das Abenteuer leider ein vorzeitiges Ende.

Dennoch: Man merkt Aaron Kruse die Freude über die gewonnene Erfahrung deutlich an, aber auch den zu Recht empfundenen Stolz darauf, den Mut zu diesem großen Schritt gefasst und das Jahr erfolgreich bewältigt zu haben. Einiges dieses Gefühls dürfte auch auf sein Publikum übergesprungen sein…

„Am Ende des Tunnels“ – Open Air Ausstellungsbesuch der Klasse 9Pf

Im Rahmen des Kunstunterrichtes besuchte die Klasse 9Pf mit 16 Schülerinnen und Schülern die von der Cohn-Scheune organisierte Ausstellung „Am Ende des Tunnels“. Die begleitende Lehrkraft Sabine Neugebauer berichtet:

Steht man vor der Stadtkirche in Rotenburg, so fallen dem Betrachter sofort drei mittelhohe Litfaßsäulen ins Auge. Aufgedruckte Texte, die mit Zeitungsmeldungen in Verbindung gebracht werden, Bilder, die nicht an Werbung erinnern – Ungewohntes.

Inge Hansen-Schaberg, Vorsitzende des Fördervereins Cohn-Scheune e.V.  hat die Säulen, die von August bis Oktober 2019 in Berlin vor dem Bahnhof Charlottenburg zu sehen waren, bis zum 30. September nach Rotenburg geholt. Sie gab uns Besuchern eine kurze Einführung in die geschichtlichen Zusammenhängen der sogenannten Kindertransporte – ca. 10.000 jüdische Kinder und Jugendliche aus Deutschland, Österreich, Polen und der Tschechoslowakei wurden in den Jahren 1938 und 1939 vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten gerettet, u.a. in Zügen, die von Berlin Charlottenburg abfuhren. Hansen-Schaberg verwies dabei auch auf die benachbarte Cohn-Scheune und ihre lokalen Bezüge.

Gegenwärtig setzen sich einige der damals geretteten Kinder, heute oftmals Personen des öffentlichen Lebens, in der aktuellen Flüchtlingskrise für eine Neuauflage der rettenden „Kindertransporte“ für Minderjährige aus syrischen Bürgerkriegsregionen ein. Die 16 Schülerinnen und Schüler der 9 PF befassten sich mit großer Aufmerksamkeit mit den ausgestellten Berichten und Fotografien.

Geschichte im öffentlichen Raum“ – dies war auch Thema der sich anschließenden Auseinandersetzung mit weiteren Formen bildnerischer Gestaltung. So diskutierten die Schülerinnen und Schüler beispielsweise über das vor wenigen Tagen  in der Mannheimer Innenstadt aus den Händen des Street-Art-Duos Herakut entstandene Wandgemälde „Gegen das Vergessen“, welches sich auf das Projekt von Luigi Toscano, der seit 2014 um die Welt reist und Holocaust-Überlebende als Zeitzeugen porträtiert, bezieht.

Das ungewöhnliche Ausstellungsformat weckte die Neugierde der Besucher vom RGR, Bezüge zu aktuellen Problemen und Debatten wie der Flüchtlingskrise entstanden – aber auch Erinnerungen an Familienerzählungen und -geschichten der eigenen Vorfahren wurden zu geteilten Beiträgen. So fühlten sich am Ende alle bereichert durch die zu diesem komplexen Themenbereich gebotenen Anregungen.

Großen Dank an den Förderverein der Cohn-Scheune für diese spannenden Impulse, die in der Auseinandersetzung mit Bild und Text im öffentlichen Raum entstehen konnten.

RGR ehrt gemeinsam mit Bürgermeister Weber die Toten des Lagers Sandbostel

Gemeinsam mit Ihrer Lehrerin Bianca Baecker  waren Marie Sophie Kehrstephan, Hanna Cohrs und Ben Heckmann aus der Klasse 10PF des Ratsgymnasiums Gäste der aufgrund der Coronakrise verschobenen Gedenkfeier zum 29. April, dem Tag der Befreiung des Lagers. Nach einleitenden Worten von Dr. Lars Hellwinkel, dem leitenden Pädagogen der Gedenkstätte Lager Sandbostel sowie von Bürgermeister Andreas Weber richteten sie ein Grußwort der Klasse 10Pf und des gesamten Ratsgymnasiums an die Toten und die Lebenden, in dem sie darlegten, warum die Erinnerung an die Opfer des KZ-Systems in Rotenburg auch 75 Jahre nach ihrem Tod wichtig ist.

Andreas Weber und Dr. Lars Hellwinkel legten am Gedenkort einen Kranz nieder. Beinahe 20 bewegte und bewegende Minuten dauerte es anschließend, die Namen der erst befreiten und dann verstorbenen KZ-Häftlinge zu verlesen. Daran wurde deutlich, wie viele Menschen in Unterstedt in der Zeit bis zum 5. Juli 1945, also noch 9 Wochen nach der Befreiung, noch täglich an den Folgen der Bedingungen im Lager Sandbostel starben. Zwar Sie hatteb sie die Befreiung des Lagers am 29. April 1945 erlebt, konnten ihr Leben aber nicht fortführen, da sie begünstigt durch die menschenunwürdigen Bedingungen im Lager unter der Naziherrschaft an Typhus erkrankt waren und ihnen nach der Befreiung trotz Einlieferung in das britische Militärkrankenhaus in Rotenburg-Unterstedt nicht geholfen werden konnte.

Marie Kehrstephan spielte zum Abschluss der Gedenkveranstaltung zu Ehren der Toten eine musikalische Erinnerung auf der Klarinette.

MK

"Ein Zeichen gegen das Vergessen"

Lesen Sie hier den Artikel der Rotenburger Kreiszeitung vom 6. Juli 2020.

Corona: Abreise unserer Gastschüler

Leider mussten die Gastschüler des Ratsgymnasiums wegen der Corona-Krise Deutschland verlassen und sind in ihre Heimatländer zurückgekehrt. Insbesondere die Mitschülerinnen und Mitschüler der Klasse 11Sn sind traurig, Sofía aus Kolumbien und Jack aus den USA nicht mehr in ihrer Klassengemeinschaft zu wissen.

Jack war seit Schuljahresbeginn als Stipendiat des Parlamentarischen Patenschaftsprogramms bei uns und dank seiner  sehr guten Deutschkenntnisse und der großen Hilfsbereitschaft seiner Mitschüler aus der Sn11 hervorragend in seine Klasse integriert.

Sofía war zum Zeitpunkt der Schulschließung wegen des Corona-Virus erst seit wenigen Wochen am Ratsgymnasium und hat sich ebenfalls nach ganz kurzer Zeit an der Schule sehr gut eingewöhnt und wohlgefühlt. Wenn möglich, würde sie gerne eines Tages nach Rotenburg zurückkehren.

Es ist sehr schade, dass wir unsere Gäste in diesem Schuljahr nicht gebührend verabschieden konnten, um ihnen alles Gute, Gesundheit und viel Glück für ihren weiteren Lebensweg zu wünschen. Die Schülerinnen und Schüler, aber auch Kollegium und Schulleitung tun dies nun auf diesem Wege. Es war eine Freude, Sofía und Jack bei uns am Ratsgymnasium gehabt zu haben.

Ihr seid jederzeit wieder am Ratsgymnasium willkommen!

Viel Glück, good luck y ¡mucha suerte!

RGR bei der Fachtagung der Europaschulen

Ende Februar fand in Soltau die jährliche Fachtagung der „Europaschulen in Niedersachsen e.V.“ statt. In diesem Verbund ist auch das Ratsgymnasium Rotenburg inzwischen Mitglied.

Erwin Eggers (BBS) und Susanne Rohde (RGR) vertraten die Rotenburger Schulen.

Im Rahmen von Fortbildungen zu Themen wie eTwinning – Europa im Klassenzimmer“ konnten sich die Anwesenden zu zahlreichen Inhalten im Spannungsfeld zwischen schulischem Alltag und europäischer Idee informieren, ehe die Mitgliederversammlung des Netzwerkes den ersten Tag des Treffens beschloss.

Am nächsten Morgen informierte zunächst Elisabeth Walter aus dem Kultusministerium des Landes Niedersachsen umfänglich zu aktuellen Entwicklungen bei den Europaschulen: Im Zentrum standen dabei die neuen Austauschformate im Rahmen des Programms „Erasmus+“ ab 2021.

Unter dem Titel „Europa in der Krise – Was tun?“ referierten die ehemalige Angehörige des Europaparlamentes Rebecca Harms und Johannes Schraps (MdB). Letzterer benannte die aktuellen Herausforderungen der EU: Klimawandel, Digitalisierung, Flucht und Migration, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, Eurostabilität sowie Rechtspopulismus und EU-Skeptizismus.

Die Ausführungen lieferten den Zuhörerinnen und Zuhörern Ansätze für die sich anschließende angeregte Diskussionsrunde. Berichte über in der Ukraine, im Grenzgebiet zwischen staatlicher ukrainischer Hoheit und dem von Separatisten gehaltenen Gebiet, gemachte Erfahrungen verdeutlichten eindringlich, dass dauerhafter Frieden in Europa keine Selbstverständlichkeit ist, die Fragen der europäischen Sicherheit auch in Zukunft nicht kleingeredet werden dürfen.

Eine fächerübergreifende Sensibilisierung der Schülerinnen und Schüler besonders an den Europaschulen muss also weiterhin dazu beitragen, die Jugend für den europäischen Gedanken zu gewinnen und zu überzeugen.

Ehrung und Auszeichnung für die Ausstellung zum Holocaust-Gedenktag

Viel Arbeit hat Johanna Weiler, Schülerin der Klasse 8P1 am Ratsgymnasium, in die Erstellung eines Quiz‘ zur von ihrer und anderen Klassen und Kursen anlässlich des Holocaust-Gedenktages vorbereiteten Ausstellung investiert.

Seit dem 27. Januar haben sich die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums, aber auch Besucher von außerhalb, an den zahlreichen Stellwänden über die Shoah und Antisemitismus, Hass und antidemokratische Bestrebungen der Gegenwart informieren können. Initiiert hatte das Projekt, dass aus den Fachgruppen Religion, Geschichte und Politik begleitet wurde, die Lehrerin Dr. Corinna Barkholdt (Politik/Geschichte).

Neben den Informationstafeln entstand auch in der Schulbibliothek ein die Ausstellung begleitender Büchertisch. Auf diesem fand auch der im Rahmen der Holzwerken-AG entstandene Nachbau des Hinterhauses, in dem sich die Familie Frank und ihre Bekannten vor der Gestapo versteckte, seinen Platz.

Im Rahmen der Besichtigungen der Ausstellung wurden an die Besucherinnen und Besucher begleitende Fragen in Form eines Quiz‘ verteilt, insgesamt mehr als 200 an der Zahl. Ausgewertet wurden die Bögen von der Klasse 8P1, die auch den Ausstellungsteil zu Anne Frank vorbereitet hatte. Preisträgerin ist die Schülerin Silja Kiesel aus der Klasse 8F, sie erhielt aus den Händen von Schulleiterin Iris Rehder einen vom Freundeskreis des Ratsgymnasiums Rotenburg gestifteten 20-Euro-Gutschein für die Buchhandlung Mauer.

Die gesamte Klasse 8P1 (Bild) wird am 28. Februar eine Exkursion in das Rotenburger Rathaus unternehmen, in dem eine Ausstellung zum heutigen Antisemitismus präsentiert wird. Das Ratsgymnasium plant eine jährliche, fächerübergreifende Veranstaltung anlässlich des Holocaust-Gedenktages zu etablieren, für deren Ausgestaltung sich bereits jetzt die ersten Klassen mit Ideen gemeldet haben.

Als Anerkennung für ihre Ausstellungsbeiträge erhielten zunächst alle Schülerinnen und Schüler der 8P1 mit dem Halbjahreszeugnis eine würdigende Urkunde mit den Unterschriften der Schulleiterin und des Vorstands der Cohn-Scheune. Auch in Zukunft soll dieses gesellschaftliche und demokratische Engagement von Seiten der Schule, der Cohn-Scheune und anderer lokaler Institutionen gewürdigt werden.

Eindrücke der Ausstellung

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