Es war ein ganz besonderer Deutsch-Französischer Tag, dieser 22. Januar 2019, auch am Ratsgymnasium Rotenburg. Im letzten Jahr konnte ganz Europa den 55. Jahrestag des Elysee-Vertrages feiern, der den ehemaligen „Erbfeinden“, so in beiden Weltkriegen die deutsche Diktion, und allen Nachbarstaaten die längste Friedensperiode auf dem Kontinent beschert hat. In diesem Jahr trafen sich gleichzeitig mit den Feierlichkeiten am Ratsgymnasium der französische Präsident Emmanuel Macron und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel in Aachen, um die Kooperation und auch die Freundschaft der beiden Länder und ihrer Bevölkerung auf eine neue, noch festere Grundlage zu stellen. “Wenn mein Herz ein Wort im Französischen nicht findet, dann suche ich es in der deutschen Sprache,“ so Macron – eine Idee, die gerade für eine Schule eine besondere Botschaft, einen bedeutenden Auftrag enthält: Einander die Sprache des Nachbarn zu vermitteln, das öffnet den Weg in die eine echte Einheit Europas.
Diesen Auftrag nimmt das Ratsgymnasium seit seinem Bestehen wahr, die hohe Qualität des fremdsprachlichen Unterrichts sowie der ganz reale, seit Jahrzehnten erfolgreiche Austausch mit Sainte-Foy sind nur zwei Belege dafür. Auch deshalb fanden zwei Gäste heute gerne den Weg an die Europaschule in der Gerberstraße: Im Rahmen der Feierlichkeiten erläuterten Eike Holsten (MdL) und Landrat Hermann Luttmann ihre jeweilige, ganz persönliche Sicht auf beinahe sechs Jahrzehnte Freundschaftsvertrag und dessen Bedeutung für das Ratsgymnasium Rotenburg.
Schulleiterin Iris Rehder verwies in ihrer Begrüßung in der Schulstraße auf die „lebendige Vielfalt von Kontakten und Begegnungen, aus denen über die Jahre auch persönliche Verbindungen gewachsen sind.“ Der von der Fachgruppe Französisch unter Leitung von Pamela Rößler und Europakoordinatorin Susanne Rohde organisierte Tag richte sich gerade deshalb nicht nur an Schülerinnen und Schüler, die diese Fremdsprache lernen, vielmehr solle eine Beziehung, die von „Vielfalt gekennzeichnet und im Alltagsleben beider Völker verankert“ sei allen nähergebracht werden. Die Französischlerngruppen des Ratsgymnasiums präsentieren deshalb in diesem Jahr auf Stellwänden in der Schulstraße auf französische und deutsche Persönlichkeiten, die eben diese grenzüberschreitende Verbindung leben.
Eike Holsten betonte, wie sehr ihm nicht nur als Politiker, sondern eben auch als Mensch der Europäische Gedanke am Herzen liege und verwies dabei auf besonders prägende biografische Erfahrungen: Neben den durch den Zweiten Weltkrieg in die Familie hineingetragenen Leiden habe er als junger Mann vielfältige positive Erfahrungen auf Austauschen nach Frankreich, Italien, England und sogar als langfristiger Austauschschüler in Weißrussland sammeln können. Diese Erfahrungen, so Holsten, machten eben auch andere junge Deutsche, so dass er beobachte, dass die Zustimmung zur Europäischen Union unter den Jugendlichen deutlich ansteige. Es setze sich eine Erkenntnis durch: „Das Projekt Europa ist einzigartig!“
Hermann Luttmann indes verwies auch darauf, dass dieses friedliche und geeinte Europa nicht als gegeben zu sehen sei, sondern etwas, für dessen Erhalt auch Wille, Mühe und Mut aufgebracht werden müssten. Er wünschte den Schülerinnen und Schülern des Ratsgymnasiums Rotenburg, dass sie die ihnen gebotenen Chancen ergreifen mögen – so zum Beispiel über das um einige Plätze in Sainte-Foy erweiterte Berufspraktikumsangebot für den Jahrgang 11.
Die etlichen Interessierten, die sich am in der Schulstraße aufgebauten Informationsstand des Deutsch-Französischen Partnerschaftsvereins einfanden und neben Blicken in verschiedene Broschüren und Hefte auch das Gespräch zu Möglichkeiten der Begegnung suchten, ließen diesen Wunsch als einen realistischen erscheinen.