Die Sommerferien bringen an jeder Schule Abschiede mit sich, Schülerinnen und Schüler verlassen die Schule, es gibt Wechsel allenthalben – auch beim Kollegium. Dieses Jahr ist aber am Ratsgymnasium ein ganz besonderes, denn die Abschiede sind viele und sie wiegen schwer. Wurde bereits am Montag Friedhelm Horn offiziell in den Ruhestand entlassen, so war es am Dienstag mit Volker Evers eines der wenigen verbliebenen Urgesteine der Schule.
Evers, seit 1985 an der Schule, hat nach außen und innen das Gesicht und die Wahrnehmung des Ratsgymnasiums in Stadt und Landkreis maßgeblich geprägt. Als langjähriger Fachobmann steuerte er die Fachgruppe Deutsch durch die Irrungen und Wirrungen der niedersächsischen Bildungspolitik mit ständig wechselnden Curricula, Doppelabitur, Einführung von G8 und dessen Rücknahme inklusive Doppelabitur – ohne dabei jemals die Lust am Beruf und die Interessen der Schülerinnen und Schüler aus dem Blick zu verlieren. Außerdem unterrichtete er die Fächer Geschichte und Religion, sprang in Zeiten großer Not sogar als Lateinlehrer in die Bresche.
Seine Leidenschaft, die Fähigkeit, trotz auch widriger Umstände den Humor und die manchmal auch notwendige Distanz zu wahren, wurden in den Abschiedsreden von Kollegium und Freunden deutlich, ebenso Evers‘ überwältigende Belesenheit und seine Fähigkeit, impromptu auch weniger bekannte Goethegedichte fehlerfrei zu deklamieren – wie er bei dieser Gelegenheit bewies (Bild).
Besondere Erwähnung fanden die zahlreichen Musicals, die Volker Evers im Laufe seiner Zeit am Ratsgymnasium Rotenburg inszenierte. Von Linie 1 über Moskitos zu Siegfried gelang es ihm insgesamt beeindruckende neun Mal, gemeinsam mit Schülerinnen und Schüler und Kollegium fantastische Stücke auf die Bühne der Aula zu bringen und diese bis zum letzten Platz zu füllen.
Der Abschied wurde denn von seinen langjährigen Weggefährten, den Kolleginnen und Kollegen, den Mit-Musikern, den Lehrersportkameraden denn auch musikalisch eingeläutet, das Leben des Weinkenners von den Germanisten in einer unterhaltsamen Neufassung des Schlagers „Griechischer Wein“ nacherzählt.
In seinen eigenen Abschiedsworten fragte Volker Evers kritisch nach: „33 Jahre im Schuldienst – wie hält man das aus?“ – nur um diese Frage verschmitzt lächelnd selbst zu beantworten: „Am Ratsgymnasium: gut.“ Und sollte er die Schule einmal zu sehr vermissen, so verabschiedete er sich vom Kollegium, werde er einfach an den schulisch-behördlichen Dokumentationswahnsinn denken.
Neben Volker Evers verlassen Arend Mitwollen, der an die Deutsche Schule Shanghai wechselt, das Ratsgymnasium ebenso wie René Grube, der auf eigenen Wunsch an eine Nachbarschule versetzt wird, das Ratsgymnasium Rotenburg. Mit Carina Claassen und Christian Schröder haben außerdem zwei Referendare ihre Ausbildung erfolgreich beendet.