Instagram macht instabil

Was die sozialen Medien unserer Psyche und Selbstwahrnehmung antun

Nirgendwo ist unsere Welt makelloser als auf Instagram. In der zu Facebook gehörenden Social Media-App sind alle glücklich, schlank und sexy. Doch was verbirgt sich hinter dem schönen  Schein? Es gibt 726 Millionen Bilder mit dem Hashtag „#beautiful“ und 623 Millionen Fotos, die mit „#happy“ markiert sind. Wer seine Bilder dank Photoshop und Filtern zu „noch hübscher“ bearbeitet hat, ist dann sogar „#superhappy“. Dieses scheinbar perfekte Paralleluniversum beherbergt täglich über eine halbe Milliarde Nutzer*innen – von denen viele durch Instagram psychisch erkranken. Denn die Illusion über die 365 Tage voller Sonnenschein führt bei vielen Nutzer*innen zu Minderwertigkeitskomplexen, Neidgefühlen oder gar zu Depressionen.

Wer bei den propagierten Körperidealen und gewünschten Anzahlen an Likes und Followern nicht mithalten kann, fühlt sich schnell ausgeschlossen und weniger wert. Instagram hat von den fünf großen Netzwerken (neben Facebook, Twitter, YouTube und Snapchat) die negativsten Auswirkungen auf die Psyche junger Besucher*innen zwischen 14 und 24 Jahren. Dies geht aus einer Studie der Royal Society for Public Health (RSPH) und der Gesundheitsorganisation Young Health Movement (YHM) hervor. Viele leiden unter Angstzuständen, Selbstzweifeln und dem Phänomen „FOMO“. Dieses Kürzel steht für „Fear of missing out“ – die Angst, etwas zu verpassen, während die Reichen und Schönen auf Instagram ihre Partys feiern. Dazu kommen unrealistische Schönheitsideale, die Angst- und Essstörungen hervorrufen und das Selbstwertgefühl auf ein Minimum sinken lassen.

Fitness-Models gehören daher zu den Held*innen unserer Zeit. Junge Menschen eifern ihnen im Kampf um ein makelloses Aussehen und Likes nach. Ob es nun der perfekte Körper, die effektivste Diät oder das teuerste Auto ist, durch Social Media kann sich jede*r mit jeder*m vergleichen. Minderwertigkeitskomplexe und Selbstzweifel sind dabei kein herbeigeredetes
Hirngespinst.

Wir urteilen nicht nur basierend auf Bildern über andere und entscheiden, wem wir folgen, nicht mehr folgen, wen wir liken oder ignorieren, wir haben uns auch angewöhnt, uns selbst von außen zu beurteilen. Wirken wir erfolgreich? Sympathisch? Attraktiv? Verdienen wir ein “Gefällt mir”? Wir identifizieren die Aspekte, die sich am besten verkaufen lassen, und preisen sie in sozialen
Netzwerken auf eine Art und Weise an, die früheren Generationen ausgesprochen irritierend vorkommen würden.
Und gleichzeitig: Jede*r von uns stand doch schon einmal vor dem Spiegel und hat sich als zu dick, zu mager, zu unsportlich oder zu unattraktiv empfunden! Jedes Mädchen kennt das lange, kritische Mustern von ein- und demselben Bild, bis es als „zu hässlich für Instagram“ befunden und zurück in die Galerie geschoben wird. Wer den heutigen Bodystandards gerecht werden will, lebt unter enormem Druck.

Als Mädchen musst du beispielsweise sportlich sein, aber nicht zu sportlich. Du sollst Kurven haben, aber nicht zu viele, dünn sein, aber nicht dürr. Du musst aus der Masse herausstechen, aber bloß nicht auffällig sein. Du sollst dich so kleiden wie du willst, aber bitte immer im Rahmen der Anständigkeit und Zumutbarkeit. Du musst Haut zeigen, aber nicht zu viel. Keine zu zeigen, wäre prüde. Viel Haut = viele Likes, so die Formel. Wenn sich dann ein schickes Auto in Hollywood neben Dir und dabei „zufällig“ die neuste und teuerste Handtasche an Deinem Arm befindet, steigen die Like-Zahlen ins Unermessliche.

Gerade jüngere Nutzer*innen der Social Media-Apps lassen sich von solchen Posts verleiten und begreifen diese Bilder als Maßstab für die Wirklichkeit. Vorbilder sind für alle Menschen wichtig. Sie helfen uns, unsere Ziele zu verfolgen, sind Inspiration und eröffnen Räume für Träume. Gerade für Kinder und Jugendliche sind Vorbilder allerdings mehr als nur eine Option in ihrem Alltag.
Idole bieten ihnen Orientierung, sind Projektionsfläche und Personen, denen sie nacheifern. Deswegen gilt es, Vorsicht walten zu lassen, denn schnell kann aus einem bezahlten
Werbe-Post für Sportbekleidung eines Influencers ein zu hoher Body-Maßstab eines 11-Jährigen werden. Das Paralleluniversum Instagram ist der Ort, an dem jede*r perfekt, aber kaum
eine*r echt ist.

Doch es gibt auch Gegenbewegungen, die diesen hohen Maßstäben und dem damit verbundenen Bodyshaming entgegen wirken. Mit dem Hashtag „#bodypositivity“ wollen sowohl Frauen als auch Männer auf das Bodyshaming aufmerksam machen und diesem ein Ende setzen. Bildunterschriften wie „Du bist schön, so wie du bist!“, “Ich liebe meine Kurven” oder “Meine Narben sind sexy” finden sich zuhauf unter den verschiedensten Bildern. Immer mehr Influencer machen durch Posts und Kommentare darauf aufmerksam, dass niemand perfekt ist. So zeigt zum Beispiel Influencerin “Xleata” ihren 2,5 Millionen Followern, warum Instagram „fake“ ist, und dass man dies nie vergessen solle.

Auch Instagram selbst will etwas gegen das Streben nach Likes und dem perfekten Leben tun. So können Nutzer*innen Hashtags per Auswahl unterdrücken, die sie beleidigen oder verletzten könnten. Außerdem erhält, wer Stichwörter wie „#Magersucht“ aufruft, einen Warnhinweis und kann von Instagram bereitgestellte Hilfe in Form von informierenden Internetseiten und Handlungsmöglichkeiten wahrnehmen.

 Doch auch wenn sich der Umgang mit Social Media verändert und immer mehr Influencer auf die Unglaubwürdigkeit bestimmter Posts hinweisen, sind Likes, Zustimmung, Anerkennung, Applaus und Bestätigung das, was unsere Gesellschaft antreibt. Sich eine eigene kleine perfekte Instagram-Blase zu erschaffen, ist das Ziel vieler junger Leute. Noch nie zuvor gab es jedoch so viel Negativität, Bodyshaming und Instagram bedingte psychische Probleme.

Der ständige Vergleich und die dauerhafte Konfrontation mit dem, was man nicht hat, was man nicht kann und wie man nicht aussieht, macht krank und depressiv. Der ständige Druck, immer perfekt zu sein und ein absolut makelloses Erscheinungsbild zu präsentieren, kratzt an unserem Selbstbewusstsein. Wer bei diesem Trubel nicht mitmacht, wird entweder als Held*in gefeiert oder
schnell zum Außenseiter. Denn es ist nahezu unmöglich, sich diesem Druck zu entziehen. Wie gehst Du damit um? Wie wollen wir als Gesellschaft damit umgehen?

Hanna, Jahrgang 11

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Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Eltern und Erziehungsberechtigte, liebe Kolleginnen und Kollegen: Nach unermüdlicher Arbeit und unter großem Einsatz der Beteiligten ist sie nun da – die erste Ausgabe der neuen Schulzeitung am Ratsgymnasium, mit der nach etlichen Jahren der Pause dankenswerterweise eine alte und bewährte Tradition der Schule einen Neustart und eine Wiederaufnahme erfährt.
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