10P1: Erfahrungsbericht der Lommelfahrt im September 2021

Nach der pandemiebedingten Zwangspause können in diesem Schuljahr die 10. Klassen des Ratsgymnasiums endlich wieder auf die Friedensfahrt nach Lommel aufbrechen. Lesen Sie hier den Erfahrungsbericht von Amelie und Mia aus der Klasse 10P1, die in Begleitung von Klassenlehrer Jürgen Fitschen und Koordinatorin Dana Stäblein-Fischer als zweite Lerngruppe in diesem Schuljahr den Weg nach Belgien antreten konnten:

„Eine Woche waren wir, die 10P1 mit Frau Stäblein-Fischer und Herrn Fitschen, in Lommel. Wir haben viele neue Erfahrungen gesammelt – viel aus der Zeit mitgenommen; interessante und neue Eindrücke gewonnen. Es gab Zeit zum Nachdenken und Zuhören, aber auch Zeit, um sich mit der Klasse zu entspannen, loszulassen und Spaß zu haben.

Montags ging unsere Reise los. Wir kannten alle schon die Programmpunkte, hatten Bilder von den vorherigen Fahrten gesehen, aber waren teilweise trotzdem etwas aufgeregt. Schon die Busfahrt war lustig und die Stimmung war befreit. Nach 6 Stunden kamen wir dann an. Die Zimmervergabe verlief reibungslos; wir erhielten den Schlüssel und konnten auspacken. Als wir wieder runter gingen, machten einige einen kleinen Gang, um sich den Garten und das Gebäude näher anzuschauen und sahen von dort aus erstmalig den Friedhof. Er lag direkt neben unserer Jugendherberge. Der Anblick erschreckte einen für den Moment. So viele Kreuze standen dort, dass man die Zahl nicht mit dem Augen erfassen konnte. Es war einschüchternd und schwer begreiflich. Langsam lösten wir den Blick und gingen weiter.

Als wir mit unserer kleinen Tour fertig waren, machte jeder das, wozu er Lust hatte – Tischkicker spielen, einen Spaziergang, Volleyball spielen, Wikinger Schach oder was einem sonst noch einfiel. Dann gab es Abendbrot (das auch alle bis auf Herrn Fitschen, ganz in Ordnung fanden) und wer Lust hatte, konnte im Anschluss an einem Tisch draußen gemeinsam Gesellschaftsspiele spielen. Damit fand der Tag ein Ende und wir gingen alle auf unsere Zimmer.

Der Dienstag brach an. Es begann mit dem Frühstück und dem täglichen Corona-Test. Im Anschluss bekamen wir die Führung über den Friedhof. Wir sahen die Gedenkstätte, die Krypta und die Gräber. Uns wurde erzählt, dass 39,111 gefallene Soldaten dort ihre letzte Ruhe fanden. Jedes Kreuz trug zwei Namen, manche immer noch unbekannt. An einzelnen Steinen blieben wir stehen und bekamen das Schicksal der Menschen geschildert – Briefe wurden vorgelesen und von den Angehörigen wurde erzählt. Einigen ging das sehr nahe – es wurde einem greifbar geschildert und doch wirkte es so unvorstellbar. Zu jedem Stein gehörten zwei Menschen, die ein grausames Schicksal erlitten. Die Gedanken blieben, auch als die Führung beendet war und wir uns der Grabpflege widmeten und sich die Stimmung wieder mehr lockerte.

Am Nachmittag machten wir noch einen Workshop mit vier Stationen alle zum Thema „Menschenrechte“. Diese haben sehr viel Spaß gemacht – es wurde gelacht, aber trotzdem zum Nachdenken angeregt. Dann ging es zum Blauwemeer, einem See in der Nähe, zu dem wir gemeinsam liefen. Dort konnten wir auf den Spielplatz, schaukeln und da wir sehr schönes Wetter hatten, sogar baden, bis es wieder zur Jugendherberge ging. Der Tag neigte sich langsam dem Ende – es gab wieder Abendbrot und wir verbrachten die restliche Zeit, bevor wir ins Bett mussten, gemeinsam mit Spielen.

Nun brach schon der Mittwoch an – die Hälfte unserer Zeit in Lommel war schon fast vorüber. Diesmal standen wir früher auf und der Tag begann wieder mit einem Corona Test und dem Frühstücken. Wir hatten 2 Stunden Busfahrt vor uns, um nach Breendonk zu gelangen. Dort machten wir eine Führung durch ein ehemaliges KZ, das damals verharmlosend als Auffanglager galt. Während wir über die Anlage liefen und nähere Informationen zu dem Gebäude, den damaligen Zuständen und den dort gefangen gehaltenen Menschen erhielten, war die Stimmung dementsprechend bedrückend.

Es ist lehrreich gewesen, aber trotzdem war es wohltuend, als wir weiter fuhren nach Antwerpen, um in der Stadt zu flanieren und die Gedanken sacken zu lassen. Wir teilten uns in kleinere Gruppen auf und gestalteten die Zeit so, wie wir gerne mochten.  Dann traten wir den Weg zurück in die Jugendherberge an, wo wir dann zu Abend aßen und der Tag wieder zu Ende ging.

Der letzte vollständige Tag begann. Wir starteten nach dem Frühstück mit einem Workshop, bei dem wir in Gruppen mit Bambusstäben einen möglichst hohen Turm bauen mussten. Dabei ging es bei einigen zum Ende hin ziemlich holprig zu, aber wir konnten nur über unsere eigenen Unglücke lachen. Im Anschluss kam ein Zeitzeuge. Er hat uns seine eigene Geschichte erzählt und damit für uns Nähe zu den Themen geschaffen. Er war als Mensch sehr inspirierend. Wir haben jedem Wort aufmerksam gefolgt.

Danach hatten wir Zeit um über das ganze Nachzudenken, bevor wir als letzten Ausflug Lommel besuchten. Eine wunderschöne Stadt durch dessen Passagen wir in Gruppen schlenderten. Wir fuhren wieder zurück und grillten dort. Es war unser letzter Abend und den genossen wir mit einem Spaziergang um den kompletten Friedhof und später mit Musik tanzend am Lagerfeuer.

Dann war es schon Freitag, unser letzter Tag in Lommel. Wir frühstückten nochmal gemeinsam und fuhren dann los. Auf dem Weg nach Hause hielten wir kurz an einer Apotheke an, um für die Einreise Corona Tests zu machen. Dann fuhren wir weiter. Viele schliefen erschöpft, einige unterhielten sich und andere saßen da und dachten einfach über all diese Erfahrungen nach.

Zusammenfassend kann man sagen, es war eine unglaubliche Zeit, die viel zu schnell vorbei ging. Wir haben gelacht und gelernt – waren mal laut am Tanzen und mal leise am Zuhören. Schöner hätte diese Zeit nicht sein können.

Danke an unsere Klasse und unsere Lehrer, die diese tolle Reise möglich gemacht haben!“

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