Die vor dem Haupteingang des Ratsgymnasiums an der Gerberstraße aufgestellte Fohlengruppe wurde vom ostpreußischen Künstler Georg Fuhg (1898-1976) geschaffen. Er war seit 1927 als freier Künstler in Königsberg tätig, nachdem er dort die Ausbildung an der Kunst- und Gewerbeschule abgeschlossen hatte. Neben verschiedenen bronzenen Großplastiken schuf Fuhg zu dieser Zeit ein Reiter- und Pferdestandbild für die Stadt Angerburg (heute: Węgorzewo).
Als nach dem Zweiten Weltkrieg der Landkreis Rotenburg die Patenschaft für die vertriebenen Angerburger übernahm, wurde aufgrund der durch Flucht und Vertreibung deutlich gestiegenen Bevölkerungszahl die Einrichtung eines Gymnasiums in Rotenburg unumgänglich.
So fand dann auch im Jahr 1964 vor dem in der Gerberstraße errichteten Neubau als Erinnerung an die verlorene Heimat und als Mahnung zu Frieden und Verständigung eine neugeschaffene Bronzeplastik des nunmehr in Neumünster in Schleswig-Holstein lebenden Künstlers ihren Platz vor dem Ratsgymnasium. Wie es Wunsch des Künstlers war, wurden die springenden Pferde in Richtung Angerburg ausgerichtet – damals Ausdruck einer Hoffnung zahlreicher Angerburger auf Rückkehr in die alte Heimat.
Heute steht die Fohlengruppe, nachdem sie zwischenzeitlich abgebaut und auf dem Bauhof des Landkreises eingelagert war, wieder vor der Schule. Die Vorzeichen sind aber inzwischen deutlich andere: Mit Węgorzewo verbindet das Ratsgymnasium ein regelmäßiger Schulaustausch, der ganz im Zeichen der Verständigung und Freundschaft zwischen Deutschen und Polen liegt. Aber die Schule hat inzwischen gute und lange etablierte Kontakte in allen Teilen Europas. Der Pferdesprung geht also in Richtung alter Freunde.